Vor 8,5 Jahren machte ich mich auf den Weg ins Ungewisse. Ich reiste nach Namibia und wusste in diesem Moment noch nicht, dass dieser Aufenthalt mein weiteres Leben bestimmen würde.
Bereits während der Schulzeit wusste ich, dass ich nach dem Abitur ins Ausland gehen möchte. Von Anfang an sagte ich, dass ich irgendwo hin möchte wo nicht jeder hin geht, also strich ich gleich schon mal USA, Australien und Neuseeland von meiner Liste.
Vielleicht Südamerika, vielleicht Afrika… egal Hauptsache weit weg.
Durch einen Zufall bin ich dann in Namibia gelandet. Ohne zu wissen was auf mich zukommt stieg ich im Sommer 2010 in den Flieger, damals gab es noch einen Direktflug mit Air Berlin nach Windhoek. Ich wusste lediglich, dass ich auf einer Gästefarm arbeiten würde, wusste jedoch nicht was meine Aufgaben sind und wusste auch nicht was das Land Namibia mit sich bringen wird.
Dort angekommen hat mich das Land ziemlich schnell fasziniert. Die Weite des Landes, die Art der Menschen und die Einsamkeit. Die Gästefarm lag in der wunderschönen Erongo Region. Die Erongo Region liegt zwischen Windhoek und Swakopmund, am bekanntesten in dieser Region ist die Spitzkoppe. Eine landschaftlich einzigartige Region, mit kuriosen Felsgravuren, schönen Gebirgsketten und dennoch die endlose Weite.
Ich begann die Familie bei den Büroarbeiten zu unterstützen. Ich kümmerte mich um die Buchungen, half dabei die neue Webseite zu erstellen und half eine gewisse Struktur bei den Buchungsabläufen rein zu bringen. Ebenso durfte ich bei dem halbjährigen Sohn Babysitten.
Sehr schnell gewöhnte ich mich an die Einsamkeit, der 15.000 Hektar großen Farm und den täglichen Sonnenschein.
Immer wieder durfte ich am Nachmittag/Abend bei den Gamedrives teilnehmen. Hierbei lernte ich viel über die hier lebenden Tiere und Pflanzen und war einfach zur fasziniert. Es gab auf der Farm nicht die großen Tiere, doch auch die Oryx, Springböcke, Kudus und Eland faszinierten mich. Ab und zu hatte ich das Glück die hier lebenden Giraffen zu sehen.
Die Familie betrieb nicht nur eine Gästefarm, sondern auch eine Schlachterei in Windhoek und eine Rinder Farm. Somit tauchte ich auch immer wieder in das Farm-Leben in Namibia ein. Ich durfte mit zu Rinder Versteigerungen, ich war dabei als neue Schafe gekauft wurden und ich durfte immer wieder mit nach Windhoek um auch in der Schlachterei eine gewisse Ordnung im Büro zu schaffen.
Erst kurz bevor ich abreiste lernte ich das „touristische“ Namibia kennen. Meine Eltern besuchten mich im Februar 2011. Mit zwei Dachzelten, zeigte ich den beiden meine zweite Heimat. Von Windhoek fuhren wir zuerst zum Lake Oanob Staudamm bei Rehoboth. Dieser Zwischenstopp war zum ankommen geplant und diente hierzu auch sehr gut.
Am nächsten Tag wollten wir über den Spreetshoogte Pass zu Sossusvlei fahren. An der Rezeption hieß es, dass wir es auf Grund der vielen laufenden Flüsse, nicht bis Sossusvlei schaffen würden. Wir wagten es dennoch und hatten eine wunderschöne Fahrt. Auf dem Pass angekommen verliebte ich mich erneut in das Land. Gefühlt lag ganz Namibia zu unseren Füßen.
Die Fahrt ging weiter. In Solitair hielten wir natürlich bei der Bäckerei, um den besten Apfelkuchen des Landes zu essen. Dieser war wirklich sehr lecker, doch noch faszinierender war die Bäckerei. Eine kleine, schon ältere Bäckerei die einen Jahrzehnte in die Vergangenheit versetzt. Es gab Filterkaffee gegen eine kleine Spende und natürlich richtig leckere Kuchen. (Heute ist die Bäckerei umgebaut und moderner gestaltet. Das besondere Flair von damals hat die Bäckerei leider nicht mehr, doch der Kuchen schmeckt noch genauso lecker)
Wir übernachteten direkt auf dem Sesriem Campsite innerhalb des Nationalparks. Der Plan war, dass wir am nächsten Morgen früh aufstehen und zu den Sossusvlei Dünen fahren werden.
Doch die Regenzeit machte uns ein Strich durch die Rechnung, früh standen wir auf und machten uns auf den Weg, doch wir mussten feststellen, dass der Kuiseb River zu viel Wasser führte. Ein Fahrzeug stand schon mitten im Fluss und wurde von den Wassermassen weggetragen. Einige der Fahrzeuge mussten die Nacht sogar auf der anderen Seite des Flusses verbringen, da das Wasser am Vortag ohne Vorwarnung kam.
Somit genossen wir den Sonnenaufgang auf einer kleinen Düne vor dem Kuiseb River und beobachteten das Spektakel rund um den Fluss.
Anschließend besuchten wir den mit Wasser gefüllten Kuisib Canyon – kaum zu glauben, dass man hier in der Trockenzeit Wanderungen unternehmen kann.
Am Nachmittag versuchten wir noch einmal unser Glück, und wir kamen sogar auf die andere Seite. An dem 4×4 Parkplatz angekommen hieß es jedoch das die Strecke zu Sossusvlei und Death Vlei gesperrt ist. Doch, auch so, hatten wir ein einzigartiges Erlebnis und Panorama.
Auf dem Rückweg kam ein weiterer kurzer Schock. Es fing leicht an zu regnen, aus dem leichten Regen wurde ein sehr starker Regenschauer und wir hatten Angst das der Wasserpegel des Kuisib Canoyns wieder stark ansteigen wird. Gerade so kamen wir noch auf die andere Seite und übernachteten noch einmal auf dem Sesriem Campsite.
Am nächsten Morgen ging es nach Swakopmund. Dort verbrachten wir drei Tage mit Sonnenschein. Wir unternahmen am 14.02. eine Katamaran Tour. Auf Grund des Valentinstags war der Katamaran mit ganz vielen Herzchen geschmückt und fast nur Pärchen auf dem Boot. Wir sahen Seehunde, Delfine und genossen die Sonne, die uns bei dem kühlen Wind wärmte. Zum Mittagessen gab es eine große Fischplatte und ich probierte meine erste Auster.
Wir erkundeten Swakopmund und gingen Souvenirs shoppen.
Entlang der Skalton Coast fuhren wir dann ins Damaraland und verbrachten die Nacht auf einem abgelegenen Campingplatz. Am nächsten Morgen besuchten wir Twyfelfontein und den versteinerten Wald. Bei dem versteinerten Wald erwischten wir jedoch den falschen, so dass wir hier leider abgezockt wurden und die Luft wurde uns aus den Reifen gemacht. Wir beschlossen so schnell wie möglich weg zu kommen und am nächsten Parkplatz uns um die Reifen zu kümmern. Das war bisher die einzige Situation, die ich hatte in der ich mich unwohl gefühlt hatte in Namibia bzw. in Afrika im Allgemeinen.
Unser nächster Halt war die Bambatsi Guestfarm, eine Gästefarm südlich des Etoshas (uns wurde auf Grund des Regens abgeraten in den Etosha Nationalpark zu fahren, zuviel Wasser und zu wenig Tiere). Hier verbrachten wir den Tag am Pool und genossen den Ausblick von der Hochebene der Gästefarm. Wir unternahmen einen Ausflug zur Fingerklip und waren begeistert von dem einzigartigen Felsen.
Verabschiedet wurden wir von zwei Giraffen – unser Tier-Highlight der kompletten Reise. Ja richtig, wir haben keine Löwen, keine Elefanten oder andere großen Tiere gesehen und dennoch waren wir verliebt in das Land, mittlerweile nicht nur ich, meine Eltern hatte das Fieber ebenso gepackt.
Die letzten drei Nächte verbrachten wir auf der Gästefarm auf der ich arbeitete. Auch hier hatten wir schöne Tage. Wir besuchten die Farm Ameib und unternahmen dort die Wanderung zur Philips Cave. Am zweiten Tag besuchten wir die benachbarten San und erhielten einen Einblick in das traditionelle Leben der Ureinwohner. Auch hier durften wie wieder in den Genuss eines einzigartigen Panoramas kommen – der viele Regen färbte das Land in ein grünes Paradies.
Nach zwei knappen Wochen hieß es Abschied nehmen. Ich brachte meine Eltern nach Windhoek und verabschiedete mich. Für die beiden war es besonders schlimm, zum einen sich von dem grandiosen Namibia zu verabschieden und zum anderen sich wieder von mir zu verabschiedeten, sie dachten ich komme erst im Mai/Juni wieder zurück nach Deutschland.
Was sie jedoch nicht wussten, dass es nicht mal mehr zwei Wochen waren bis ich nach Hause kam. Aufgrund meiner Bewerbungen musste ich leider schon früher zurück nach Deutschland. Daher beschloss ich passend zu Fasnacht (Villingen, meine Heimatstadt ist eine Fasnachts-Hochburg) wieder nach Hause zu kommen.
Meine Schwester wollet mich in München am Mittwoch vor dem Schmotzigen (Altweiber-Fasnet) abholen, doch musste dann länger arbeiten als gedacht. Daraufhin weihte sie meinen Papa ein, der mich vom Flughafen abholte. Dieser war so nervös, dass er es vor meiner Mutter nicht verheimlichen konnte und so wusste auch sie am Tag meiner Ankunft Bescheid.
Am nächsten Morgen (Schmotziger, Alt Weiber Fasnacht, Schmutziger Donnerstag) überraschte ich dafür all meine Freunde. Ich schaute den Fasnachts-Umzug an und alle konnten ihren Augen nicht glauben, als sie mich sahen. Eine bessere Begrüßung hätte es nicht geben können.
Nach der ganzen Aufregung schaltete sich jedoch auch wieder der Kopf ein, die Massen an Menschen überforderten mich, sie machten mich müde. Um halb zwölf verabschiedete ich mich und ging um von meinem Namibia zu träumen.
Die Wochen verstrichen und ich musste feststellen, dass ich mich in der Namibia-Zeit stark verändert hatte. So richtig wohl fühlte ich mich zurück in Deutschland nicht.
Ich begann ein duales Hotel-Management Studium und kämpfte mich dort ein halbes Jahr durch. Die Praxis Phase des Studiums begann am 25.12. in einem Sterne Restaurant. Dies war dann der Wendepunkt für mich. Innerhalb der ersten drei Tage war mir klar, dass das nicht meine Welter war. Am 28.12. beschloss ich das Studium abzubrechen. Am selben Tag besuchte ich einen Reiseveranstalter spezialisiert auf Reisen nach Afrika und fragte nach einem Praktikumsplatz. Ein Tag später saß ich im selben Büro als Praktikant und konnte wieder ein Stück in „meine“ Afrika Welt eintauchen. Aus dem Praktikumsplatz wurde dann im Frühjahr ein Ausbildungsplatz und ich fühlte mich endlich wieder angekommen und zuhause.
Während der Ausbildung unternahm ich mehrere Reisen nach Afrika, doch von diesen Reisen erzähle ich ein anderes mal.